Physik des Geisselknalls

Ein Knall, gleich welcher Art - sei es ein Händeklatschen, ein "Geisselklapf", der Knall einer Pistolenkugel oder eines Überschallflugzeugs - entsteht immer durch eine plötzliche Änderung des Luftdrucks, die sich von einem Punkt des Raumes als Druckwelle ausbreitet und (mit Schallgeschwindigkeit) unser Ohr erreicht. Bei der Geissel wird diese plötzliche Druckänderung durch den Zwick verursacht, der, soll ein rechter "Klapf" entstehen, für einen kurzen Moment eine Geschwindigkeit erreichen muss, die grösser ist als die Schallgeschwindigkeit in Luft (340 Meter pro Sekunde). Nur dann ist es möglich, mit der aufgefächert sausenden Seidenkordel oder mit dem Stück Leinenband die Luft so rasch zu verdrängen, dass ein "Loch" entsteht, ein Vakuum, und darum herum ein Bereich, in dem die Luft stark zusammengedrück ist (Überdruck). Diese Störung des Luftdrucks ist bei der langen Schaub grösser als bei der kurzen Schwyzer Geissel. Deshalb klingt sie dumpfer.

Wer den Geisselklepfer genau beobachtet, stellt fest, dass der Knall immer dann entsteht, wenn die Geissel sich streckt. Dann nämlich wird der leicht bewegliche Zwick, der beim Aufziehn mit der Vorschlinge zusammen umgeknickt hinter der schwereren Geisselschnur hergezogen wird, augenblicklich gezwungen, sich auch auszustrecken. Je rascher und kräftiger das Aufziehn ist, desto unvermittelter ist die Richtungsänderung des Zwicks, desto grösser wird seine Geschwindigkeit und dest stärker wird der "Klapf".

Dorothee Baumann, Zürich. In: Das Geisselchlepfen in der Schweiz, Reihe Schwyzer Hefte 10/11, Seite 16